Concarneau: Vom Fischerdorf zum Krimistar

20.04.2022

Was Bielefeld mit Kommissar Dupin verbindet

Die erste Reise – ganz ohne Aufsicht – gemeinsam mit der besten Freundin. Ein langer Kampf mit den besorgten Eltern und noch längeres Sparen auf das ersehnte Interrailticket. Die schwer beladenen Rucksäcke wuchsen uns über die Köpfe: Natürlich musste das unentbehrliche Strickzeug ins Gepäck und ein Esbit Kocher für den obligatorischen Tee. Es waren die verrückten 80er-Jahre, ich zählte gerade einmal 17 Lenze und wir bestätigten jedes Vorurteil jener Zeit. Unser angestrebtes Sehnsuchtsziel war klar: Nach Concarneau sollte es gehen. Die Stadt in der Bretagne, die bereits seit 1969 eine Partnerschaft mit unserer unterschätzten Heimat Bielefeld eingegangen war.

Concarneau Küstenstraße Bretagne
Die Küstenstraße © PackShot/stock.adobe.com

Ich erinnere mich gerne an den ersten Café au Lait aus blumenverzierten Tonschalen, den wir in der pittoresken Stadt mit unseren rudimentären Französischkenntnissen bestellten. Einiges hat sich verändert: Concarneau ist ein echter Touristenmagnet geworden. Die engen Gassen sind nicht selten überfüllt und spätestens seitdem Kommissar Dupin ermittelt, hört man zahlreiche deutsche Wortfetzen über den Platz schallen. Es ist der Geburtsort des erdachten Protagonisten aus den Krimis des Schriftstellers Jörg Bong alias Jean-Luc Bannalac.

Zu einer Erkundungstour durch die Ville close, die von der alten, begehbaren Festungsmauer und dem Meer umgebene Altstadt, sollte man am besten in den frühen Morgenstunden aufbrechen. Den Weg durch die Tore weisen zwei kleine Brücken und der schwere Anker eines ehemaligen Passagierdampfers.  „Tempus fugit velut umbra“: Die Zeit fliegt wie auch der Schatten. So steht es auf der Sonnenuhr unter dem von weitem sichtbaren Glockenturm geschrieben. Bestaunen Sie die historischen Brunnen, die kleinen Kapellen und den Charme der Fachwerk- und Granithäuser.

Wer früh auf den Beinen ist, sieht außerhalb der Mauern den Fischmarkt mit seinem bunten Treiben erwachen. Neben dem Tourismus ist die Fischerei auch heute noch der zentrale Wirtschaftszweig Concarneaus. Es ist der drittgrößte Fischereihafen Frankreichs, wobei inzwischen der gefangene Thunfisch die Hauptrolle spielt. Nachteulen dürfen ab 22 Uhr das Anlanden des Fangs miterleben.

Vom Hafen starten auch die Ausflugsboote zu den kleinen Glénan-Inseln. Das Archipel ist ein Naturschutzgebiet, in dem eine weltweit einzigartige Narzissenart zwischen April und September blüht. Mit ihren feinen Stränden und dem tiefblauen Meer lockt insbesondere die Hauptinsel Saint-Nicolas. Übernachtungen sind trotz Wassersportzentrum und Segelschule nicht möglich.

Château de Kériole Concarneau Bretagne
Das Château de Kériolet © and_rue/stock.adobe.com

Seit mehr als hundert Jahren wird am vorletzten Wochenende im August das Festival des Filets Bleus gefeiert. Dieses Fest der blauen Netze geht zurück auf das farbige Maschenwerk der unzähligen Sardinenfischer: 1905 blieben die Fischschwärme aus. Die Not war groß und so wurde zu einer feierlichen Spendenaktion aufgerufen. Heute ist es eine der beliebtesten und meistbesuchten Veranstaltungen in der Gegend. Im Mittelpunkt steht die bretonisch-keltische Kultur, die mit bestickten Trachten, Tänzen zum Mitmachen und stimmungsvoller Musik zum Leben erwacht.

Die Verbundenheit mit dem Meer verdeutlichen ebenso zwei Museen: Das Musée de la Péche hat sich ganz der Tradition des Fischfangs verschrieben. Es zeigt unter anderem die Hémerica, einen echten Seetrawler, den man vom Laderaum bis zur Brücke besichtigen kann. Das Marinarium hingegen widmet sich dem Schutz des Lebensraums und seiner Ressourcen, veranschaulicht in mehreren Aquarien und Filmvorführungen.

Genauso sehenswert ist das Fort du Cabellou. Das inzwischen historische Denkmal diente mit Wachturm, Kanonen und Pulvermagazin der Verteidigung der Bucht. Ebenfalls geschützt ist das Château de Kériolet, dessen Ursprünge im 13. Jahrhundert liegen. In seiner heutigen Form existiert es seit 1863 und wurde durch eine Tante des Zaren Nikolaus II errichtet. Zu Berühmtheit gelangte es maßgeblich, weil der Rasputin-Attentäter Felix Jussupow es eine Weile für sich nutzte.

Meine Empfehlungen für Ihren Besuch in Concarneau habe ich nun ausgesprochen. Sollten Sie den sommerlichen Trubel der Touristen fürchten, kann ich Ihnen eine Reise in meine ostwestfälische Heimat – Bielefeld – ans Herz legen. Dort geht es wesentlich gelassener zu.

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Catrin Junker