Das Havelland: Die sanfte Seite Brandenburgs

16.08.2025

Fünf Orte im Havelland, die Sie mit ihrer ruhigen Schönheit, ihrer Geschichte und naturnahen Atmosphäre in ihren Bann ziehen – ideal für Entdecker, Genießer und Kulturinteressierte, die abseits der Großstadt entschleunigen möchten. 

Zwischen Elbe und Havel liegt eine Region, die mit stiller Größe beeindruckt. Das Havelland erstreckt sich westlich von Berlin und verbindet weite Wiesen, glitzernde Seen und geschichtsträchtige Dörfer zu einer einzigartigen Kulturlandschaft. Theodor Fontane machte die Gegend in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ unsterblich – noch heute lassen sich viele Schauplätze seiner Geschichten erkunden. Für Ihre Anreise empfiehlt sich das Auto über die A2 oder die B5. Auch per Bahn ist das Havelland gut erreichbar – etwa über die Bahnhöfe in Rathenow oder Brandenburg an der Havel. Vom Berliner Hauptbahnhof gelangen Sie innerhalb einer Stunde mitten hinein in diese stille, eindrucksvolle Region. Wer lieber fliegt: Der BER liegt ebenfalls nur rund 80 Kilometer entfernt. 

1. Ribbeck – Ein Dorf wie aus dem Gedicht

Kaum ein Ort in Deutschland ist so eng mit einem literarischen Werk verknüpft wie Ribbeck im Havelland. Das Gedicht über den großzügigen Herrn von Ribbeck, der Kindern Birnen schenkte, kennt fast jedes Schulkind – und genau an diesem Ort steht noch heute ein Birnbaum. Wenn Sie durch das gepflegte Dorf mit dem rekonstruierten Schloss, der barocken Kirche und dem liebevoll gestalteten Dorfanger spazieren, erleben Sie eine fast märchenhafte Atmosphäre. Das kleine Museum im Schloss beleuchtet die Geschichte der Familie von Ribbeck und das Leben im ländlichen Brandenburg. Ein Hofladen, ein Café und zahlreiche Veranstaltungen wie das Birnenfest sorgen dafür, dass sich auch Familien willkommen fühlen.

Ribbeck im Havelland
Noch heute erzählt das Dörfchen Ribbeck von seiner literarischen Geschichte - ©Sayfar/stock.adobe.com

2. Rathenow – Pure Havelromantik

Rathenow gilt als Wiege der optischen Industrie in Deutschland – hier entwickelte Johann Heinrich August Duncker bereits im 19. Jahrhundert neuartige Brillengläser. Das Optik Industrie Museum dokumentiert diese Geschichte eindrucksvoll und zeigt Ihnen, wie aus einem kleinen Handwerk eine ganze Stadtidentität wurde. Die historische Altstadt, das imposante Rathenower Stadtschloss und die imposante St.-Marien-Andreas-Kirche laden zu Spaziergängen ein. Besonders lohnenswert ist ein Besuch des Weinbergs mit Panoramablick über die Havelauen – vielleicht entdecken auch Sie dort Ihren persönlichen Lieblingsplatz. Familien finden im Optikpark zahlreiche Spiel-, Lern- und Erlebnisstationen rund um das Thema Licht und Linse – ein spannender Ausflug für alle Generationen.

Rathenow an der Havel
Rathenow im Havelland besticht durch seine entschleunigende Flussromantik - ©Sina Ettmer/stock.adobe.com

3. Der Gülper See – Ein Paradies für Zugvögel

Im äußersten Westen des Havellandes, ganz in der Nähe des Städtchens Havelberg liegt der Gülper See – ein europaweit bedeutsames Schutzgebiet für seltene Vogelarten. Besonders im Herbst und Frühjahr bietet sich Ihnen hier ein eindrucksvolles Naturschauspiel: Tausende Kraniche, Gänse und andere Zugvögel machen Rast, bevor sie weiterziehen. Vom Aussichtsturm an der Nordseite des Sees genießen Sie einen weiten Blick über Wasserflächen, Schilfgürtel und stille Uferzonen. Wanderwege führen Sie durch die Landschaft der Unteren Havelniederung, die zum UNESCO-Biosphärenreservat gehört. Wenn Sie sich für Naturbeobachtung interessieren oder einfach in völliger Ruhe verweilen möchten, werden Sie am Gülper See unvergleichliche Momente erleben.

Der Gülper See im Havelland
Am Gülper See im Havelland legen tausende Zugvögel eine Pause ein. - ©Karin Jähne/stock.adobe.com

4. Ketzin/Havel – Ein Kleinod zwischen Schleusen und Seen

Ketzin liegt direkt an der Havel – zwischen Potsdam und Brandenburg – und punktet mit maritimer Gelassenheit. Die Fähre über den Fluss gehört zum Alltag, ebenso wie die vorbeiziehenden Hausboote und Ausflugsschiffe. Im Sommer zieht es viele Berliner hierher zum Baden, Radfahren oder einfach zum Durchatmen. Der Ort bietet Ihnen eine schöne Altstadt, einen kleinen Hafen und eine Umgebung voller Wasserläufe, Altarme und Vogelparadiese. In der Nähe lockt das Naturschutzgebiet „Große Grabenniederung“ mit seltenen Arten und ungestörten Ausblicken. Auch kulturell hat Ketzin einiges zu bieten: Veranstaltungen im Schloss Paretz erinnern an die preußische Königin Luise, die dort einst residierte.

Ketzin im Havelland
Blick auf die Ketziner Havelinseln. Hier ticken die Uhren langsamer. - ©Tilo Grellmann/stock.adobe.com

5. Sternenpark Westhavelland – Nachterlebnisse zum Staunen

Wenn die Sonne untergeht, zeigt das Havelland eine seiner ungewöhnlichsten Seiten: Der Naturpark Westhavelland wurde 2014 zum ersten Internationalen Sternenpark Deutschlands erklärt. In der Umgebung von Zootzen, Parey und Nennhausen finden Sie eine der dunkelsten Regionen Mitteleuropas – perfekt, um den Nachthimmel in seiner ursprünglichen Klarheit zu erleben. Besonders eindrucksvoll sind geführte Sternenwanderungen oder nächtliche Beobachtungen der Milchstraße mit bloßem Auge. Vielleicht erleben auch Sie hier das seltene Gefühl, winzig und zugleich verbunden mit dem Kosmos zu sein. Der Sternenpark kombiniert Naturerlebnis, Umweltbildung und nachhaltigen Tourismus auf stille, eindrucksvolle Weise.

Sternenpark Westhavelland
Der Sternenpark Westhavelland wurde 2014 zum ersten Internationalen Sternenpark Deutschlands - ©olgapkurguzova/stock.adobe.com

Sie sehen: Kaum eine andere Region Brandenburgs vereint literarisches Erbe, Naturverbundenheit und ländliche Ruhe so harmonisch wie das Havelland. Zwischen Flusslandschaften, Dörfern mit Geschichte und stillen Wegen entdecken Sie eine Seite Deutschlands, die entschleunigt und inspiriert. Nutzen Sie die Nähe zu Berlin und erleben Sie selbst, wie wohltuend ein paar Tage an der Havel sein können.

Anni Zimmermann